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Interview: Raya Abirached

Michael Caine: «Ich drehe nicht aus Spass, sondern wegen Geld und Ruhm»

LONDON. Tom Courtenay, Michael Caine und Ray Winstone geben in EIN LETZTER JOB alternde Diebe. Im Interview zeigen sie sich aber noch ganz rüstig und vor allem humorvoll.

Michael Caine, kannten Sie die Geschichte und die Details bevor Sie die Rolle erhielten? Ja klar, es war in allen Zeitungen zu lesen. Es wurde in England sehr berühmt, weil sie alle so alt waren und zum Zeitpunkt als es geschah, sie damit durchkamen. Logischerweise wurden sie irgendwann gefasst, aber in diesem einen Moment kamen sie damit durch. Irgendwie war auch stolz dabei. Alle Zeitungen schrieben von Rumänen, Albanern oder sonst was, aber wir sagten: „Nein, es waren Engländer. Wir haben die Bank ausgeraubt.“ Viele Leute waren also schon fast stolz, dass wir ein Verbrechen verübt hatten (lacht).

Die Atmosphäre am Set war sicher toll… Michael Caine: Ja, es war wundervoll. Wir kannten uns alle auch schon von anderen Filmen.
Tom Courtenay: Wenn man in Betracht zieht….
Michael Caine: Was?
Ray Winstone: Ich kannte den Hund nicht.
Tom Courtenay: Wenn man in Betracht zieht, dass wir mit Ray arbeiten mussten.
Michael Caine: Es ist ebenso, wir beide sind Knights und Ray nicht.
Tom Courtenay: Ausserdem haben wir beide schon im Theater gearbeitet und haben ein bestimmtes Arbeitslevel. Das wussten wir auch als wir mit der Arbeit begannen. (lacht)
Ray Winstone: (lacht)

Konnten Sie Leute von der echten Bankraub-Crew treffen? Michael Caine: Die Polizei hat mich leider nicht gelassen. Sie sagten nein, als ich Brian Reader besuchen wollte. Ich habe ihn also nie gesehen oder kennengelernt. Ich hatte nur seine Tochter und die fand, dass ich zu gewöhnlich bin, um einen Vater zu spielen. Weil ich im Film einen starken Akzent hatte. Da Brian aber eine Frau aus einer anderen Region heiratete, dachte ich, dass er mit der Zeit den Akzent verloren hat und habe es auch so durchgezogen.

London als Stadt ist auch ein Charakter im Film, könnte man sagen. Wie gefiel es Ihnen, dass Sie hier filmen konnten? Michael Caine: Ich finde es toll, wenn sie London im Film zeigen. Ich bin in London aufgewachsen. Ich habe zugesehen wie London bombiert und platt gemacht wurde. Ich war sechs Jahre alt, als der Krieg begann und 12 Jahre als er endete. Ich bekam also alles mit. Jetzt habe ich eine Wohnung über den Dächern von London und könnte die ganze Stadt sehen. Alles was ich sehe sind Kräne, die bauen und bauen. Jedoch gefällt mir das sehr gut. Ich liebe es diesen Kränen zusehen zu können. Ich fühle mich glücklich, wenn ich aus den Fenstern schaue und diese Kräne sehe, die Häuser bauen.

Es bräuchte fast eine Fortsetzung für den Film, hätten Sie eine Idee? Michael Caine: Meine Figur brach sich das Genick und war im Spital. Er hatte auch Prostatakrebs. Im Gefängnis hatte er ausserdem noch zwei Schlaganfälle. Man könnte also ein Film darüber machen wie er sitzt und Fernsehen schaut (schmunzelt).

Wie oft benutzen Sie Smartphones und moderne Technologien? Michael Caine: Ja, ich brauche es schon. Meine Tochter ist sehr gut darin. Ich folge einfach ihrem Beispiel. Ich liebe das iPad. Wenn man irgendwo sitzt und ein Name nicht einfällt, dann kann man ihn einfach auf dem iPad im Internet suchen. Diese schnelle Informationssuche ist toll. Erst kürzlich habe ich eine Sendung gesehen, da wurde eine Frau zu den neueren Technologien interviewt. Sie sagte, dass sie nicht schlecht sei, aber viel Hilfe von ihrer Tochter erhalte. Also wollte der Interviewer wissen wie alt die Tochter war. Sie sagte: „Sie ist drei“ (lacht). Meine Enkelkinder sind toll darin. Die Zwillinge sind acht Jahre und der andere Enkel ist neun Jahre alt. Sie alle sind Experten, das glaubt man fast nicht. Computer etc. dürfen sie aber nur am Wochenende nutzen.

Auf dem Flug hierhin habe ich Ihre Dokumentation MY GENERATION gesehen und sie war wundervoll… Michael Caine: Ach wirklich, das haben Sie. Das ist reizend, danke schön.

Haben Sie das Gefühl durch Ihre Erfahrungen und Ihr Wissen können Sie vieles nun aus Freude machen und auch so Ihre Filme aussuchen? Michael Caine: Ja, mache ich. Wobei ich eigentlich immer Filme aus Freude gemacht habe. Einfach gesagt drehe ich Filme wegen dem Geld und dem Ruhm, schliesslich ist es einfach ein Job und ich bin auch professionell. Wenn ich etwas aus purer Freude machen will, dann mit meinen Enkelkindern spielen. Beispielsweise mit ihnen auf den Jahrmarkt gehen. Das ist Spass.

Mögen Ihre Enkelkinder Ihre Filme? Michael Caine: Ja, das tun sie. Sie haben schon ZULU gesehen und ihn toll gefunden. An Weihnachten muss ich immer mit den Muppets singen, weil ich einmal ein Weihnachtslied mit den Muppets gemacht habe. Sie können gar nicht glauben, dass es auch ältere Muppets gibt. Das ist wirklich grossartig. Sie schauen den Film jedes Jahr zu Weihnachten. Mein ältester Enkelsohn hat mir kürzlich gesagt, weil er mit seinen neun Jahren jetzt erwachsen ist, wolle er nicht mehr Muppets schauen. Es gibt im Fernsehen die Serie BODYGUARD und er habe davon schon zwei Episoden gesehen und wolle weiterschauen. Ich war schockiert, dass er schon zwei Episoden davon gesehen hat und wollte wissen wie er das geschafft hat. Er meinte: „Mom wusste nicht, dass ich es schaue“ (lacht).

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