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Drama

Interview Marina de Tavira

Interview: Raya Abirached

Marina de Tavira: «Mein ganzer Körper hat gezittert»

VENEDIG Marina de Tavira schlüpft im schwarz-weiss Film ROMA in die Rolle einer mexikanischen Mutter, die während turbulenten Zeiten in den 70er Jahren von ihrer Hausangestellten unterstützt wird. Im Interview spricht sie über das Casting der besonderen Art, ihre eigenen Erinnerungen an die Zeit und Regisseur Alfonso Cuarón.

Marina, erzählen Sie uns, wie Sie in dieses Projekt involviert wurden. Ich wurde von Besetzungsregisseur Luis Rosales kontaktiert, der wollte, dass ich für einen Film vorsprechen gehe. Damals wusste ich noch nicht, welcher Regisseur hinter dem Projekt steckt. Aber ich bin trotzdem hin und kann sagen, dass sich das Casting von anderen komplett unterschied. Man wollte vor Ort lediglich wissen, wer ich bin. Mir wurden Fragen zu meinem Leben und meiner Herkunft gestellt. Das war's. Nach einem Monat wurde ich erneut eingeladen, um eine Szene zu spielen, über die ich vorab informiert wurde. Nach meinem Schauspiel wurde mir endlich mitgeteilt, welcher Regisseur beim Film Regie führen würde.

Und wie haben Sie reagiert? Ich war total begeistert, überrascht und extrem aufgeregt. Mein ganzer Körper hat gezittert. Es hiess anschliessend, dass ich noch am selben Abend die Information bekäme, ob ich einen Schritt weiter bin, was zu einem Treffen mit Alfonso Cuarón führen würde. Ich wurde tatsächlich informiert und zu noch einem Vorsprechen eingeladen, dieses Mal in Anwesenheit von Alfonso Cuarón. Danach verging wieder Zeit, jedoch deutlich mehr als bei den ersten Malen. Aber irgendwann wurden Yalitza Aparicio und ich von ihm eingeladen, in diesem für ihn sehr persönlichen Film mitzuspielen. Für uns war das ein wirklich grossartiger Moment.

Wie sind Sie an Ihre Rolle herangetreten? Alfonso Cuarón hat mir all das über Sra. Sofías Leben erzählt, das sich vor ihrem ersten Auftritt im Film ereignete. Ich hatte also keine Ahnung, was mit ihr geschehen würde. Ich habe täglich etwas Neues über sie erfahren. Es war ihm aber wichtig, dass ich mich nicht ausschliesslich an seinen Informationen orientiere, sondern darauf vertraue, dass ich Sra. Sofía bereits in mir habe. Deshalb habe ich probiert mich so natürlich wie nur möglich zu verhalten. Es ging nicht darum, einen Charakter mit Eigenschaft A oder B zu erschaffen. Ich sollte sie einfach nur leben.

Die Figuren orientieren sich an Menschen, die Alfonso Cuarón kennenlernte. Erzählte er Ihnen viel von den echten Ereignissen und Menschen? Oh ja, er sprach mit mir über seine Mutter, Familie, Geschwister und Nanny. Und gerade weil ich alles über diese Personen erfuhr, war ich sehr nervös. Aber irgendwann musste ich einfach loslassen und dachte mir: 'Ok, ich weiss zwar, dass das seine Mutter sein soll, aber ich muss das auf dem Set einfach verdrängen.' Denn wenn ich permanent daran gedacht hätte, wäre es ziemlich unheimlich gewesen. (lacht)

Wie herausfordernd war es, das Mexiko der 70er Jahre nachzuschaffen? Ende der 70er- und Anfang der 80er Jahre war ich selbst noch ein Kind. Deswegen konnte ich auch in meinen eigenen Gedanken und Erinnerungen recherchieren. Alfonso Cuarón tat es so, also fand ich, dass auch ich auf diese Weise arbeiten sollte. Daher habe ich versucht mich an alles zu erinnern, was damals war. Das Set war dadurch nur noch beeindruckender, da für mich alles wie in einer Rückblende war und so rüber kam, als würde ich alles nochmal erleben. Das war sehr bewegend.

Was hat Sie an den Nachbildungen besonders fasziniert? Die Spielzeuge! Als ich sie sah, kehrte auf einen Schlag meine gesamte Kindheit zurück.

Und abschliessend: Was macht Alfonso Cuarón zu einem so einzigartigen Regisseur? Er weiss, was er will. Und er arbeitet hart, um seine Vision oder Erinnerungen präzise auf die Leinwand zu zaubern. An einigen Szenen haben wir sehr lange gearbeitet, da zahlreiche Takes notwendig waren. Bei anderen war er sich schon nach wenigen Versuchen sicher, dass sie fertig sind. Das macht ihn zu einem Magier.

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