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Interview Christian Bale

Interview: Raya Abirached

Christian Bale: «Niemand ist ein totaler Teufel und niemand ist ein totaler Heiliger»

Über 20 Kilos hat Christian Bale für die Rolle des US Vize zugelegt und ist als Dick Cheney im Film VICE kaum wiederzuerkennen. Wir trafen den Oscar-Preisträger zum Interview, wo er über seine Art, eine Rolle zu spielen, und den echten Dick Cheney spricht.

Christian Bale, Sie sind als Schauspieler so vielseitig. Manchmal scheint es fast so, als würde der Mensch Christian Bale Ferien machen, während Sie einen Charakter spielen? Ja, er verschwindet vielleicht ein bisschen in den Hinterkopf, während ich spiele. Aber nur ein bisschen (schmunzelt).

Wie wichtig ist es für Sie, dass Sie einen Charakter ohne Vorurteile und ohne sonstige Einflüsse komplett einnehmen und porträtieren können? Es ist genau so wichtig, wie es möglich ist es zu erreichen, gerade in einem Film wie bei diesem. Der Geschichtenerzähler ist Adam McKay, denn es ist seine Sichtweise und sein Film. Ich diene sozusagen seiner Vision. Um die Vision komplett spannend zu machen, hätte ich mich hinsetzten müssen und sagen: «Ich bin ein gestandener Republikaner und stimme aufrichtig dem zu, was Dick Cheney getan hat.» Was ich jedoch zu Adam gesagt habe, ist, dass ich so nah wie nur möglich an diese Version herankommen muss. Damit wenn ich argumentiere, seine Argumente auch wirklich glaube. Ebenfalls muss ich davon ausgehen können, dass er es aus aufrichtigen Gründen gegenüber dem Schutz der Bevölkerung gemacht hat und dass er eine grosse Tragödie sah, bei welcher er der Beschützer sein wollte.

Wie würden Sie Dick Cheney beschreiben? Dick Cheney ist eine sehr starke Persönlichkeit und sehr standfest. Er ist jemand, der nicht wirklich viel von seiner Popularität hält. Er sagt ja sogar selbst: «Wenn du populär sein willst, dann geh und sei ein Superstar» (lacht). Er ist einfach eine dickhäutige Person. Das war auch der spannendste Teil. Das Zusammenspiel von mir und Adam, wenn ich versuchte ein Argument zu liefern, natürlich immer zu Cheneys Vorteil.

Dick Cheney ist nicht gerne im Mittelpunkt und hätte nicht gewollt, dass sein Leben verfilmt wird, nicht wahr? Er ist nicht scheu, wenn es darum geht Interviews zu geben. Er war auch erst kürzlich wieder im Fernsehen, als es um den Tod von George H. W. Bush ging. Er hat eine Autobiografie geschrieben, ebenso sein Buch «Exceptional» zusammen mit seiner Tochter. Klar, er bevorzugt ganz offensichtlich die Geheimhaltung. Oft verlangte er Geheimhaltung, obwohl niemand wusste wieso. Es gab Dinge, die wollte er nicht öffentlich machen, obschon es gar keine Dinge waren, die man geheim halten musste. Er versteht auf grossartige Weise die Macht der Stille. Doch in der Tat in seinen Interviews ist er sehr gezielt und in Kontrolle. Er lässt die Leute nur wissen, was er will, dass sie wissen. Er hat eine Reputation als wunderbarer Vater. Und wie jeder andere Mensch auch, egal was man von ihnen halten mag, sie haben eine gute Seite in sich. Niemand ist ein totaler Teufel und niemand ist ein totaler Heiliger.

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