The Gentlemen

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Crime

Interview Matthew McConaughey, Hugh Grant

Interview: Raya Abirached

Hugh Grant: «Um Komödien zu drehen, muss man völlig verkorkst sein»

LONDON Regisseur Guy Ritchie ist bekannt für seine Starbesetzten Gangster-Ensemble-Filme. In seinem neusten Werk paart er unter anderem den Texaner Matthew McConaughey mit dem Briten Hugh Grant. In unserem Interview sprechen die Beiden von ihren unterschiedlichen Schauspielmethoden und die Arbeit mit dem Meister der Gangsterkomödie.

Kannten Sie sich schon vor dem Film oder lernten Sie sich erst am Set kennen? Matthew McConaughey: Wir lernten uns vor etwa 12 Jahren kurz und oberflächlich in China kennen. Am Set haben wir uns ebenfalls nur von weitem gesehen und wie in China einander mit dem Kopf zu genickt. Wirklich kennen gelernt, haben wir uns erst gestern.

Man könnte sagen, Sie haben als Verbindung Sandra Bullock. Hugh Grant: Das stimmt.
Matthew McConaughey: Wie geht es ihr eigentlich?
Hugh Grant: Es geht ihr gut. Ich habe sie seit einer Ewigkeit nicht mehr gesehen, jedoch lieben meine Kinder ihren Film MINIONS, wo sie die Bösewichtin Scarlet Overkill spricht.

Vertraut man einem Regisseur wie Guy Ritchie, der selbst ein erfahrener Schauspieler ist, komplett oder entstehen nach wie vor Diskussionen am Set? Matthew McConaughey: Für mich sind es zwei Dinge. Ich bringe klare Meinungen und Entscheidungen mit. Es ist dennoch sein Film. Er hat uns eingestellt, weil er klare und starke Meinungen und Entscheidungen will. Es gibt schon Diskussionen, jedoch wollen Guy und ich den bestmöglichen Film machen. Irgendwo findet man sich dann und kann von dort aus weiter. Manchmal war es leicht verrückt. Ab und zu hatte Guy Ideen zu meinem Charakter, die wirklich gut waren. Und sie waren nicht von mir. Vielleicht haben wir sogar bereits über die Ideen gesprochen, waren jedoch unterschiedlicher Meinung und später verstand ich dann seine Herangehensweise.

War Ihr Charakter Fletcher bereits so im Drehbuch oder konnten Sie ebenfalls improvisieren und wie viel Spass hatten Sie dabei? Hugh Grant: Ich habe es wirklich genossen. Ich fügte auch Dinge meinem Charakter hinzu. Manchmal schon während dem Drehen, doch oft bereits während ich die Dialoge lernte. Heutzutage benötige ich dafür ein wenig länger, so etwa drei Wochen im Schnitt. Gerade wenn es längere Monologe sind. Ich gehe sie zweimal am Tag durch und spaziere oft noch dazu. Dann kommen mir Ideen, die ich dann notiere. Auf diese Art und Weise habe ich mehrere Möglichkeiten am Set, wenn wir dann drehen. Ich gebe Guy meist gar nicht Bescheid, sondern benutze die Änderungen einfach direkt. Ich beobachte hinterher, ob die Leute hinter den Monitoren lachen.
Matthew McConaughey: Wenn man vorab jemandem Bescheid gibt, dann verliert sich die ganze Magie.
Hugh Grant: Stimmt, dann bist du am Arsch.
Matthew McConaughey: Man muss es Live machen. Ein guter Regisseur wird sich nicht denken: „Mist, wieso habe ich das nicht geschrieben“, sondern er wird sagen: „Ich liebe es, was immer das gerade auch war.“

Wie würden Sie einen Gentleman definieren? Matthew McConaughey: Mein Charakter Mickey lebt nach einem bestimmten Code. Es gibt so etwas wie eine Ehre unter Dieben. Bis man sich mit der Ehefrau anlegt.

Wie sieht es mit Ihnen aus, wie definieren Sie einen Gentleman? Hugh Grant: Ich weiss nicht, ob ich einen Gentleman definieren kann. Allerdings könnte ich das Gegenteil versuchen, also einen Nicht-Gentleman. Mein Charakter ist nämlich genau 180 Grad das Gegenteil eines Gentleman. Er lebt nach keinem Code und keinen Prinzipien. Er sorgt sich nur um sich selbst. Es gibt auch niemanden, den er beschützen würde.

Wie war die Arbeit am Film für Sie, hatten Sie Spass und wie schnell verging die Zeit? Matthew McConaughey: Aus meiner Sicht drehten wir sehr schnell. Die Szenen änderten sich extrem rasant. Manchmal öfters als in allen anderen Filmen, in denen ich bisher dabei war. Ich wusste, dass Guy noch während dem Drehen bereits den Film in seinem Kopf zusammenschnitt. Er versuchte damit zu entscheiden, was für einen Filmstyle er in seinem Schnittraum haben wollte. Es gab Dinge, die ich machen wollte, allerdings dann nicht durchzog. Ich wusste, dass sie vermutlich weggeschnitten werden würden, daher war es gar nicht der Wert, sie zu drehen. Mir war wirklich bewusst, dass er den Film bereits am machen war, während wir noch drehten. Ebenso, dass es ein grosser Aufwand geben würde, damit der Film so aussah, wie er es jetzt tut.

Wie sehen Sie das? Hugh Grant: Das Drehen von Filmen ist immer sehr langsam und langweilig. Selbst wenn es später sehr schnell zusammengeschnitten wurde. Es ist eine mühsame Technologie, die sich seit den 1920er Jahren kaum verändert hat. Es gibt jeweils eine Kamera, wenn man Glück hat vielleicht zwei. So ist man sich konstant am bewegen und das Set und das Licht neu am einstellen. Wenn man Glück hat, dann werden zwei Seiten des Skripts in einem Tag gedreht. Diese Dialoge werden allerdings den ganzen Tag immer wieder wiederholt. Man will sich einfach am liebsten umbringen.

Kommt mit der Erfahrung die Ruhe oder ist man nach wie vor leicht angespannt an den Filmsets? Matthew McConaughey: Ich finde, es wird ruhiger. Manchmal muss ich sogar gegen zu viel Entspannung ankämpfen. Man wird schnell zu entspannt und denkt sich, man kann die Dinge sowieso. Ich finde am besten, wenn man noch ein wenig etwas tun muss. Viele Schauspieler spielen am besten mit Schmetterlingen im Bauch oder leichtem angespannt sein, weil es sich wie das erste Mal anfühlt. Schaffe ich es, mir selbst dieses Gefühl zu vermitteln, dann gebe ich mein absolut bestes.
Hugh Grant: Meine ganze Schauspielkarriere änderte sich, als ich etwas realisierte. Wenn ich am Tag vor dem Drehen laufen gehe, bin ich tags darauf viel entspannter. Es ist ansonsten einfach zu viel Adrenalin in meinem Körper. Kein Kaffee, kein Tee dafür eine Laufrunde und eine Dusche und ich bin ruhig. Ich kann besser denken und erinnere mich besser an meine Zeilen. Es funktioniert jedoch nur, solange es keine Komödie ist. Man kann keine Komödien machen, wenn man ruhig ist. Dafür muss man irgendwie verkorkst sein.

Gibt es ein Genre, welches Sie noch nicht gemacht haben, jedoch gerne einmal versuchen würden? Matthew McConaughey: Musical, singen und tanzen. Darauf würde ich mich freuen.

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