Der König der Löwen (2019)

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Interview Jon Favreau

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Jon Favreau: «Der in der Schweiz lebende Andy Jones war die treibende Kraft»

LONDON Wir trafen Regisseur Jon Favreau und sprachen mit ihm über seine fotorealistische Verfilmung von DER KÖNIG DER LÖWEN. Dabei erzählt er, wie wichtig der in der Schweiz lebende Oscarprämierte Animator Andy Jones war, warum die Musik der heimliche Star das Filmes ist und warum Katzen am einfachsten zu animieren sind.

Jon Favreau, das letzte Mal sahen wir uns für DAS DSCHUNGELBUCH. Deshalb die offensichtlichste Frage, was konnten Sie aus dem letzten Film in diesen integrieren? Ich komme weder aus dem Bereich Visuelle Effekte, noch war ich auf einer Filmschule. Ich habe alles aus der Perspektive als Schauspieler und Drehbuchautor angeschaut und gelernt. Durch die Zusammenarbeit mit anderen Regisseuren während ich Regie führte, war eine Art Praktikum, welches ich über fast meine ganze Karriere hatte. Im Verlauf von der Produktion des letzten Films habe ich mit vielen Visuellen Art-Directors und Künstlern zu tun und war stets in guten Händen. Doch erst am Ende dieser 2.5 Jahre habe ich den Prozess dieser Visuellen Effekte wirklich verstanden. Ich war ein wenig frustriert und frage mich, was kann ich mit diesem unglaublich talentierten Team als nächstes machen?

Da kam DER KÖNIG DER LÖWEN ja gerade rechtzeitig. Ja, und dabei war der in der Schweiz lebende Andy Jones, welcher schon bei DAS DSCHUNGELBUCH dabei war, mein Haupt-Animator und die treibende Kraft hinter den Bewegungen der Tiere. Ich hatte dieses tolle Team, dass gerade etliche Preise abgeräumt hat, darunter auch den Oscar und ich überlegte mir, was ich mit ihnen und mit diesem Film machen konnte. Es gab diese unglaublichen Möglichkeiten mit Musik, Geschichte, Sets und vielem mehr. Ich wusste Katzen konnten wir am besten animieren, weil sie den menschlichen Gesichtern am meisten ähnelten. Gerade bei Shere Khan, dem Tiger aus dem Dschungelbuch hatte das gut funktioniert. Also habe ich bei Disney angefragt, ob wir diese Technologien und Möglichkeiten benutzen durften. Wir arbeiteten mit dem gleichen Team und tüftelten zusammen an König der Löwen. Das Ergebnis kann man nun im Kino sehen.

Sind Sie manchmal selbst überrascht wie echt die Tiere aussehen auf der Leinwand? Einerseits bin ich sehr stolz, andererseits möchte ich, dass das Publikum erfährt, wie wir es gemacht haben. Sonst denken die Leute plötzlich noch, wir hätten tatsächlich in Afrika gedreht und die Tiere einfach eingefügt. Doch so war es nicht, alles ist digital gemacht. Es gibt bis auf eine Ausnahme, kein einziges echtes Bild. Das eine haben wir nur gemacht, weil wir herausfinden wollten, ob das Publikum es auseinanderhalten kann. Die restlichen 1400 Szenen sind alle digital und alle Darstellungen sind von Hand animiert.

Wie haben Sie es geschafft, dass der Film für alle funktioniert, auch in Anbetracht der Botschaften? Wir konnten glücklicherweise erben, denn normalerweise muss man bei einem neuen Film hart dafür arbeiten. Wir hatten tolle Themen und grossartige Botschaften. Obwohl es 25 Jahre her ist, hat man das Gefühl es könnte gestern geschrieben worden sein. Einige kleine Dinge, die nicht so gut altern konnten, haben wir ein wenig updatetet. Allerdings blieb vieles gleich, beispielsweise Mufasa oder die Reden, die gehalten wurden, aber auch die Themen und die Musik. Dank diesen Dingen konnten wir sehr schnell ein mögliches Endprodukt sehen. Das half sehr in Bezug auf die Qualität, weil wir nicht dauernd Dinge ändern mussten oder neues einbringen. Dadurch hatten wir mehr Zeit und konnten uns mehr auf die wundervolle Umsetzung konzentrieren. Damit konnte ich mich gut identifizieren, denn ich wusste, gelang es uns richtig, dann können wir nicht nur die alte, sondern auch neue Generationen ansprechen.

Wie war die musikalische Zusammenarbeit mit Grössen wie Pharrell Williams oder Béyonce? Es war wirklich aufregend. Je länger ich an den visuellen Effekten arbeitete, desto mehr wurde mir bewusst, dass die Musik der heimliche Star des Films ist. Es ist unglaublich. Mit dem Trailer kann man sich sofort identifizieren, doch alles was man sieht und hört ist der Sonnenaufgang und die Stimme von Sänger Lebo M. und schon ist man emotional verbunden. Man kann visuell nur so viel herausnehmen, wenn der Grossteil der Emotionen durch die Musik hervorgerufen wird. Hans Zimmer stand im Zentrum von allem. Er holte Lebo, Tim Rice und Elton John, welche schon beim Originalen Film dabei waren und kollaborierte noch mit Pharrell und Béyonce. Er koordinierte alles, schaute mit uns zusammen, was funktionierte und erschuf neue Dinge. Ihm verdanke ich eigentlich alles.

Klingt nach viel Spass während dem Prozess? Ja, das war es, gerade bei der Musik. Ich war wie ein Zuschauer. Ich hörte mir die Musik an und gab meine Meinung, allerdings haben all die talentierten Künstler die Arbeit gemacht. Das Ergebnis ist grossartig.

Und auch das richtige Casting der passenden Stimmen ist essentiell, oder? Ja, das ist so. Speziell bei Scar. Chiwetel Ejiofor hatte einen schwierigen Job, denn die originale Performance von Jeremy Irons ist so ikonisch. Wenn man allerdings ganz genau hinschaut, dann merkt man Unterschiede, der Humor ist beispielsweise anders. Trotzdem ist die Erinnerung an Scar sehr stark und hält sich sehr gut im animierten Film. Wir mussten also einen Weg finden diese Performance zu transformieren, vor allem weil James Earl Jones seine Rolle als Mufasa erneut sprach. Chiwetel musste sich seinen Weg suchen und sein Hintergrund im Theater ist vermutlich der Grund, dass er es so wunderbar umsetzen konnte. Ich bin sehr stolz auf ihn und seine Performance. Ausserdem haben die Animatoren tolle Gesichtszüge und Bewegungen zu Scar erschaffen. Es ist die Zusammenarbeit von allen, die hoffentlich die Rolle neu erfunden hat und vielleicht auch für eine neue Generation ikonisch wird.

Wie kamen Sie zu Sängerin Béyonce? Ich habe mich bei ihr gemeldet. Glücklicherweise war sie gerade dabei ihre Zwillinge zu bekommen und sie hatte schon Blue Ivy, deshalb denke ich, dass das Projekt sie als Elternteil angesprochen hat. Ich hatte bis dahin noch nie mit ihr zu tun und habe einfach mich bei ihr gemeldet. Die Rolle von Nala war ursprünglich nicht so gross, doch durch Theaterstücke wurde sie etwas grösser und wir haben sie nun erneut etwas erweitert. Ich bin Vater und Ehemann und sehe wie alles zusammenpasst. Ich denke, dass sie ein starkes Vorbild ist für eine kreative Frau und Mutter, die Künstlerin ist. Sie ist sehr kraftvoll und präsent auf der Bühne. Meine Frau und meine Tochter haben ihre Songs rauf und runter gehört, dadurch habe ich sie ein wenig kennen gelernt. Ich wusste also, was sie repräsentierte für die beiden. Sie passte absolut perfekt.

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