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Interview Andrea Londo

Interview: Carmine Carpenito

Andrea Londo: «Manchmal lohnt es sich, zu vertrauen»

Der Film kommt nun auch nach Deutschland. Das wurde aber auch Zeit, denken Sie nicht? Andrea Londo: Ja, es ist schon eine Weile her, dass er erschienen ist. Daher freut es mich wirklich sehr.

Es ist ein wenig faszinierend. Man gewöhnte sich an weltweite Veröffentlichungen durchs Streaming, daher ist dies sehr erfrischend, nicht? Andrea Londo: Ja, es ist sogar ein wenig verrückt, dass der Film an manchen Orten auf der Welt schon im Januar Premiere hatte. Wenn man nun hört das er in Deutschland Premiere feiert, denkt man: «Oh, das ist cool.» Klar, ist es seltsam, dass ich Monate später dazu sage: "Oh ja, lass uns noch mal darüber reden.» Für den Film selbst ist das grossartig. Das erste Mal erschien er wie gesagt im Januar, doch jetzt kommt er zur Halloween-Zeit heraus. Es ist also perfekt.

Im Film dreht sich vieles um Vertrauen. Als Sie als junge Schauspielerin gestartet haben, wie lernten Sie, wem Sie vertrauen können und wem nicht? Andrea Londo: Das ist eine wirklich gute Frage. In dieser Art habe ich noch gar nicht über den Inhalt nachgedacht. Es geht auf jeden Fall um Vertrauen, aber ebenfalls um den Vorgang oder das Verfahren selbst, wie und wem man Vertrauen schenkt. Oftmals muss man dabei einiges ausprobieren. Vielleicht funktioniert es an einem gewissen Punkt, jemandem zu vertrauen. Das klappt dann gut, bis es anfängt, einem zu verletzen und man merkt, dass man das Vertrauen in die falsche Person gesetzt hat. Ich glaube, in dieser Hinsicht widerspeigelt der Film das wirkliche Leben ein wenig. Wenn man darüber nachdenkt, dann kann man es mit Verabredungen oder Projekten vergleichen. Man stellt sich dann viele Fragen, wie nehmen sie mich ernst? Können wir kommunizieren oder arbeiten wir gut zusammen? Es ist einfach ähnlich und wirklich schon fast wie bei einer Verabredung. Es funktioniert so lange, bis es nicht mehr funktioniert. Und dann muss man sich fragen: Liege ich falsch oder liegt der andere falsch?

Nick meinte einmal, Sarah solle die Vergangenheit hinter sich lassen. Gab es einen Punkt in Ihrer Karriere, als Sie diesen Vorsatz sich selbst sagten? Andrea Londo: Oh, meine Güte ja, so viele Male. Gerade dieses Jahr war ich an vielen Projekten beteiligt, bei denen es nicht geklappt hat. Ich musste es aufgeben und dann sehen, wie das Projekt ohne mich weiterging. Das ist für jeden schwer, egal in welchem Bereich. Oftmals hat man keine andere Wahl, als zu sagen, dass man nicht kann. Man tat, was man konnte. Es liegt nicht mehr in der eigenen Hand. Man muss weitermachen. Ich denke, das ist ein gesunder Schritt. Es gibt einfach den Moment, wo man loslassen muss, sonst fängt es einem an zu verunsichern. Das ist so ein bisschen das, was in dem Film passiert. Es ist so, als ob sie Antworten haben will, aber sie wird sozusagen mit einem "Nein, nein, nein" abgespeist. Mach dir darüber keine Gedanken, denk nicht darüber nach. Und dann denkt sie sich: "Warte, ich kann nicht loslassen, wenn du mir nicht wirklich Antworten gibst.

Er bevormundet Sarah ein wenig, weil er denkt, er wisse, was das Beste sei. Hatten Sie auch schon einen solchen oder ähnlichen Fall bei sich selbst? Andrea Londo: Ja, als ich wirklich jung war. Ich weiss, ich sehe jung aus, aber ich meine damit, als 19 oder 18 Jahre alt war (schmunzelt). Ich wollte Schauspielerin werden und sagte dies auch meinen Eltern. Ihre Reaktion kam auch gleich in Form von Sätzen wie: « Du bist doch so klug. Du hast gute Noten in der Schule und könntest Architektin werden.» Es gab einfach diese Angst vor dem Beruf Schauspielerin. Das war sicher einer dieser Momente, wo ich für mich selbst einstand und sagte, ich kann das. Ich habe es sicher nicht immer auf die beste Weise getan, aber es gibt Dinge, da bin ich klar der Meinung ich kann das und ich kenne meine Wahrheit. In gewisser Weise ergeht es Sarah ebenfalls so. Als ich das Drehbuch gelesen habe, konnte ich mich sofort in sie hineinversetzen. Als Schauspieler baut man sofort eine Verbindung auf, wenn man ein Drehbuch und ein Charakter wirklich mag. Ich hatte das Gefühl, dass Sarah lernt, wie sie sich selbst vertrauen und für sich selbst einstehen kann.

Denken Sie, dass weil der Beruf früher ein schlechteres Image hatte, dass viele Menschen versuchten Sie davon abzuhalten ihn auszuüben? Andrea Londo: Es waren gar nicht so viele Menschen, die dies versuchten. Viele hielten es mehr für Wunschträumen und sagten mir einfach, ich solle einen richtigen Beruf aussuchen. Dann gibt es anderen Menschen, wie meine Eltern. Diese Menschen haben einfach Angst, weil diesem Beruf und der Industrie eine gewisse Härte anhaftet. Inzwischen sind sie stolz. Wenn man jung ist, wie ich mit 19 Jahren, dann versteht man dies noch nicht. Man denkt, dass es lustig wird (schmunzelt). Es gibt viele Dinge, die tatsächlich nicht einfach sind an der Schauspielerei. Die Wertschätzung für den Beruf und den Ruhm existiert, aber ebenfalls gibt es viele Unsicherheiten. Und genau mit diesen wird oft agiert und gehandelt. Mit 19 Jahren weiss man einfach noch nicht, wer man ist, auch wenn man es denkt. Man wird mit so vielem konfrontiert. Erwachsener, was meine Eltern, die in den 40iger waren, als ich anfing, kann man besser beurteilen, wie das sein wird. Inzwischen gehe ich in Therapie und mir geht es gut.

Im Film hat Ihr Charakter viele Menschen, die helfen wollen. Wie stellten Sie in Ihrer Karriere sicher, dass Sie Hilfe bekamen, wenn Sie diese benötigten? Andrea Londo: Nun, das ist der schwierigste Teil, nicht wahr? Zuzugeben, dass man Hilfe braucht. Ich bin da nicht anders. Das war bei mir auch so, als ich um die 25 war, war es für viele Leute ziemlich offensichtlich, dass ich Hilfe brauchte, aber nicht für mich. In diesem Punkt war ich vermutlich wie viele andere auch. Man sagt zu jemandem, dass er Hilfe brauche und diese Person wird dann wütend. Man muss lernen selbst zu erkennen, wann dieser Fall eintritt. Das ist es, was Sarah in diesem Film tut. Sie erkennt von sich aus, dass sie vielleicht Hilfe braucht oder die Dinge anders sehen muss.

Nick erzählt ihr, dass die Welt ihre Gutmütigkeit ausnutzt. Erwischten Sie in Ihrem Leben schon Leute, die dies ebenfalls versuchten? Andrea Londo: Oh, ganz sicher. Ich glaube, dass jeder irgendwann einmal jung genug war, um zu glauben, dass die Leute gute Absichten haben, oder dass man keinen Grund hat, das Gegenteil zu glauben. Es ist eher ein wenig witzig, dass Nick wirklich glaubt, dass er ihr hilft. Es gibt auch Menschen in deinem Leben, die dich manipulieren oder ausnutzen könnten, wie im richtigen Leben. Und sie glauben wirklich, dass sie nichts Falsches tun. Ich glaube, das ist das Schwierige. Letztendlich geht es darum, dass man merkt: «Oh, ich werde ausgenutzt» oder «Oh, ich werde manipuliert». Das ist es, was sowohl im echten Leben als auch im Film wirklich schwierig ist. Es ist mit ein Grund, weshalb ich Sarah so mag. Sie erscheint als schwach, unterwürfig und enorm verängstigt, was sie auch sein sollte. Dennoch weiss sie genau, wo sie ist und dass es nicht gut ist für sie. In gewisser Weise ist sie die stärkste Figur, die ich je gespielt habe, denn das erfordert eine Menge Mut, diese Erkenntnis.

Wir haben unsere Zeit fast erreicht, eine Letzte Frage, wenn das für Sie in Ordnung geht? Andrea Londo: Oh, ja klar, das ist schon okay. Nur zu. Ich habe es nicht einmal bemerkt, also ist das grossartig. Wir haben uns also gut unterhalten (schmunzelt).

Als Sarah bei der Dinnerparty auftaucht, erschien sie nicht zu 100% bereit zu sein. Konnten Sie dieses Gefühl nachempfinden, sich nicht sicher zu sein? Andrea Londo: Ja, ich denke, das ist eine gute Frage, und ich liebe diese Szene. Wir haben sogar ein paar Tage daran gearbeitet. Es läuft auf dasselbe hinaus. Sie war nicht bereit, weil sie sich voll und ganz darauf verlassen hat, dass Nick ihr sagt, wozu sie bereit ist und wozu sie nicht bereit ist. Sie hat also nur auf Nick gehört. Im realen Leben fühlt man sich oft gedrängt oder nicht bereit, wenn man auf jemanden hört, der einem sagt, was man tun soll. Z. B. wann man aus dem Elternhaus ausziehen und wann man aufs College gehen und wann man dies und das tun soll. Wenn du nur auf andere Leute hörst, die nicht du selbst sind, dann wirst du dich oft so fühlen, als wärst du nicht bereit, oder als wärst du gedrängt worden. Oder auch als hättest du zu viel Angst. Im Gegensatz zu jemandem, der dich dabei ermutigt. Man ist selbst die letzte Person, die sagt: Ja, ich bin bereit. Ich werde es tun oder eben nicht.

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