KINDESWOHL basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ian McEwan, weicht auf erzählerischer Ebene allerdings stark von seiner Vorlage ab. Anders als bei vielen anderen Produktionen wurde diese Entscheidung aber nicht vom Studio getroffen sondern von McEwan selbst. Dieser steuerte nämlich auch das Drehbuch bei und war sich von Anfang an bewusst, dass Buch und Film zwei völlig verschiedene Mediums sind, die ihre eigenen Strukturen und Regeln befolgen.

Das Drama wirft provokante Glaubensfragen auf, die von Richterin Fiona Maye (hervorragend gespielt von Emma Thompson) beantwortet werden müssen. Wie weit darf Religion Einfluss auf Entscheidungen nehmen, die über Leben und Tod bestimmen? Und wann ist die Grenze der religiösen Freiheit überschritten?

KINDESWOHL befasst sich aber nicht nur mit der zentralen Beziehung zwischen der Richterin und dem minderjährigen Krebspatienten Adam, der aufgrund seines Glaubens eine Bluttransfusion verweigert. Zuschauer, die sich auf eine interessante Charakterstudie einlassen wollen, erwartet zudem ein tiefgründiges Portrait über eine unglücklich gewordene Ehefrau, die durch die Begegnung mit einem Jungen wieder aufblüht, Dinge klarer sieht und realisiert, wie wertvoll das Leben wirklich ist.