Andrea lässt sich scheiden

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Interview Josef Hader

Interview: Mathilde Bernard

«MÄNNER SIND IN DIESEM FILM KEINE HILFE»

Im Drama ANDREA LÄSST SICH SCHEIDEN überfährt die Kriminalinspektorin aus Versehen ihren Noch-Ehemann und zieht das Schweigen vor, als sich der trockene Alkoholiker Franz auf einmal für den Täter hält... Wir sprachen an der Weltpremiere auf der Berlinale mit Regisseur und Schauspieler Josef Hader, der Franz verkörpert.

Josef Hader, Sie haben gesagt, dass Birgit Minichmayr eine besondere Schauspielerin sei. Wieso war sie für die Rolle der Andrea die Idealbesetzung? Ich habe mir überlegt, was Andrea auf dem Land für eine Frau ist. Als ich dann beschlossen habe, dass Andrea der Cowboy ist, der durch den Western läuft, hatte ich sofort Birgit im Kopf. Ich kenne niemanden, der so inwendig spielen kann wie sie. Birgit kann ein Pokerface aufsetzen und Augen zu Schlitzen werden lassen, dabei aber trotzdem schon innerlich brodeln. Da kann man es kaum abwarten zu sehen, was als nächstes hervorbricht. Ich habe verschiedene Drehbuchfassungen geschrieben, bevor ich ihr alles gezeigt habe, weil ich unbedingt wollte, dass sie zusagt.

Man spürt im Film das Dorfleben, da die Männer der Andrea hinterherlechzen, dabei aber fast schon unbeholfen wirken… Dass die Männer unbeholfen sind, war mir wichtig. Sie sind im Film jetzt nicht gerade grässlich oder böse, sondern eher arme Tanzbären, da sie nicht das erfüllen, was von einem Mann erwartet wird. So wie es auch für Andrea schwierig ist, so zu leben, wie man es in einem Dorf von einer Frau nicht erwartet. Im Grossen und Ganzen sind die Männer in diesem Film keine Hilfe.

Sie kennen das Landleben selbst. Wie hat sich Ihre Beziehung dazu über die Jahre verändert? Als Kind war das Land für mich eher eine schöne Sache. Bis zu meinem 6. Lebensjahr war ich ein Grosselternkind. Dann kamen die Gleichaltrigen in der Grundschule und das war die Hölle damals, weil davor kein Kind in der Umgebung war. Ich wurde quasi ohne jede Vorbereitung sofort da reingeschmissen und bin dann doch eher schlecht behandelt worden. Ich konnte nicht gescheit Fussball spielen und war auch nicht gut im Raufen. Ab dem Moment war mir klar, dass mir das alles zu brutal ist und ich vom Land weg will. Das habe ich dann auch gemacht. Ich gehe immer noch gerne dorthin zurück, weil mein Bruder einen Bauernhof besitzt, aber nach drei Tagen wird es mir dann schon wieder zu eng. Dadurch werde ich nie einen Landesbesitz haben.

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