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Interview David Oyelowo

Interview: Raya AbiRached

David Oyelowo: «Dafür macht man Filme»

LONDON Er verkörpert im biografischen Drama «Selma» keinen geringeren als Martin Luther King. Mit kinowetter spricht David Oyelowo über Gemeinsamkeiten, Unterschiede und die Last der Verantwortung.

David Oyelowo, war der Film für alle Beteiligten eine Herzensangelegenheit? Ja, das ist einer der seltenen Fälle, in denen man auf der Leinwand spürt, was wir bei den Dreharbeiten fühlten: Leidenschaft, das Bedürfnis der Geschichte und den Beteiligten gerecht zu werden und die Tatsache, dass die Liebe Schlüssel wie auch Waffe im Kampf gegen den Hass war. Das lebten wir täglich während des Drehs und ich bin froh, dass die Zuschauer diese Emotionen fühlen werden.

Sie sichteten viel Material zu Dr. Martin Luther King als öffentlicher Person, fanden Sie die Recherche über ihn als Privatperson schwieriger? Auf jeden Fall. Wir alle haben eine Vorstellung von ihm und genügend Material, das ihn so zeigt. Ich musste den Privatmann dahinter finden und beide miteinander verbinden, damit sie nicht wie zwei separaten Personen erschienen. Natürlich hielt er bei sich zu Hause keine Reden. In vielerlei Hinsicht ist das für mich der interessantere Aspekt des Films, nur zu zeigen was wir schon von ihm wissen, wäre wenig attraktiv. Wir sollten uns selbst in Dr. King wieder erkennen, indem wir seine menschliche Seite zeigen, das ist kraftvoll.

Wäre es klischeehaft zu fragen, ob Sie mit Ihrem jetzigen Wissen noch beeindruckter von ihm sind? Das ist gar nicht klischeehaft, sondern wahr. Wir alle tendieren dazu, so unglaubliche Menschen wie ihn auf Zitate, Bilder und Ideen ihrer Taten zu reduzieren, statt uns daran zu erinnern, wer sie wirklich waren. Dieser Film bietet jungen Menschen die grossartige Gelegenheit ihn zu entdecken und Älteren ihn neu kennenzulernen, indem wir eine dreidimensionale Version von ihm zeigen. Er war nicht nur ein Mann des Wortes, sondern auch der Taten und das kostete ihn am Ende sein Leben. Ich kenne wenige Menschen, die getan hätten, was er gemacht hat.

Konnten Sie mit Zeitzeugen sprechen? Darauf habe ich mich verlassen. Zum Glück sind einige Menschen noch am Leben, die ihn gut kannten und sie liessen mich an ihren lebhaften Erinnerungen teilhaben. Diese Dinge finden sich in keinem Buch oder Dok-Film, aber genau sie wollten wir im Film widerspiegeln. Andrew Young, der auch im Film gezeigt wird, war dafür unschätzbar für mich.

Was war für Sie die grösste Herausforderung? Die Verantwortung ihn Tag für Tag zu spielen. Ich fand es emotional herausfordernd, mich permanent in eine Person zu versetzen, deren Leben und Familie bedroht sind. Ich habe genau wie er vier Kinder und eine Frau, die ich sehr liebe. Allein daran zu denken, war aussergewöhnlich. Dazu kamen die Altlasten der Sklaverei und Vorurteile, Menschen wurden aufgrund ihrer Hautfarbe ermordet und ins Abseits gestellt. Rassismus existiert auch heute noch, aber im Vergleich zur Vergangenheit und dem getrennten Leben damals, haben wir Fortschritte gemacht. Das Gesicht der Protestbewegung gegen diese Missstände zu sein, ist eine grosse Verantwortung. Ich bin nicht Dr. King, sondern ein Schauspieler, aber ich spürte ein wenig davon, was er gefühlt haben muss und kann sagen, dass ich nicht in der Lage gewesen wäre, zu tun, was er getan hat.

Freuen Sie sich über die beiden Academy Award Nominationen? Das ist grossartig. Natürlich spielt oder inszeniert sich ein Film nicht von selbst, daher anerkennt die Nominierung für Best Picture auch die Arbeit des ganzen Teams. Wir sind sehr stolz darauf, «Selma» ist dieses Jahr offiziell der Film mit den besten Kritiken. Ich bin offiziell unglaublich [zeigt auf ein Zitat auf dem Filmplakat], der Film spielt einiges an Geld ein und das Publikum liebt ihn. Dafür macht man Filme.

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