LONDON Die Gebrüder Franco haben beide grosse Karrieren und jetzt stehen sie in THE DISASTER ARTIST zusammen vor der Kamera. James und Dave spielen Tommy und seinen Freund Greg, die zusammen einen Film drehen wollen, doch niemand will ihnen helfen. Als sie es dann doch schaffen, erlangt THE ROOM nach seinem Start sogar Kultstatus. Mit kinowetter sprachen die beiden über den Film, die Figuren und ihre Zusammenarbeit.
James Franco, THE DISASTER ARTIST fühlt sich auch ein bisschen wie eine Hommage an den Künstler und den Schauspieler selbst an. War es für Sie auch so? Wir haben versucht uns ans Buch zu halten. Ich habe THE ROOM noch nie gesehen, bis ich dann vor vier Jahren das Buch gelesen habe. Bevor ich überhaupt fertig damit war, hatte mich die Geschichte schon überzeugt. Greg Sestero spielt in THE ROOM Tommys bester Freund und er hat das Buch zusammen mit dem Journalisten Tom Bissell geschrieben. Sie haben damit eine wirklich universelle Geschichte geschrieben. Sie hätten einfach ein paar lustige Anekdoten erzählen können, was sie ja auch gemacht haben, aber unter all dem erzählen sie eine Geschichte über den Kampf von Künstlern und Aussenseitern. Die Geschichte von Leuten, die trotz den vielen «Nein, du schaffst das nicht» entschlossen waren etwas zu erreichen. Das hat mich wirklich beweget.
James, was war für Sie die Herausforderungen Ihrer Rolle ihm den Charakter zu geben, den man nun im Film wahrnimmt? Dieser Charakter hat so eine spezifische Art wie er spricht und sich gegenüber der Aussenwelt gibt. Er klingt wie ein Typ von New Orleans, einfach ein All-American-Mann. Da waren all diese Dinge, die ich lernen musste, damit ich zu Tommy wurde. Ebenso war wichtig, was in seinem Innern vor sich ging. Ich musste verstehen oder zumindest versuchen zu verstehen, was ihn bewegt. Als ich dann wirklich darunter sah, merkte ich, dass ich mich richtiggehend mit ihm identifizieren konnte. Ich meine, ich war in meiner Karriere auch schon der kämpfende Schauspieler, zu dem die Leute Nein gesagt haben. Einfach etwas so sehr machen zu wollen und dann tatsächlich Leute zu finden, die bereit sind mit dir zu arbeiten. Das konnte ich wirklich gut nachvollziehen. Je weiter wir mit filmen waren, desto mehr wurde es schon fast ein persönlicher Film für mich. Auch wenn wir an der Oberfläche und schlussendlich in den Karrieren unterschiedlich sind, haben wir im Inneren viele Ähnlichkeiten.
Dave, alles was James gerade erzählt hat, bedeutet sicher, dass Sie eine besondere Zusammenarbeit hatten. Ist das so? Ja sicher, es ist das erste Mal, dass wir so umfangreich zusammengearbeitet haben. Es passt, weil es die richtige Zeit, der richtige Film und die richtige Dynamik waren. Wir verstanden auch die Dynamik zwischen unseren Charakteren. Wir hatten eine wirklich gute Zeit zusammen. James ist ein lustiger und angenehmer Regisseur, wenn es ums Zusammenarbeiten geht. Ausserdem wie er schon sagte, ist er wirklich eine sehr kameradschaftliche Person. Wir arbeiten stets in einer Umgebung, wo alle Meinungen zählen und jeder etwas sagen kann. Niemand hat mehr Macht als der Andere und schlussendlich zählt nur wessen Idee gewinnt und nicht von wem sie stammt. Auf all das kommt noch, dass er absolut glücklich ist, wenn er hinter der Kamera steht. James ist wie ein kleines Kind, das ist ansteckend. Das macht dich als Schauspieler sehr entspannt am Set und du bist auch gewillter etwas zu riskieren und dich wirklich zu investieren.
Ich hatte immer das Gefühl, dass Tommy Wiseau jeden Augenblick sagt, er sei nur am Method acting und dass er eigentlich ganz anders spiele. Hatten Sie das auch? James Franco: Tommy? Ja, er hat aber dann nicht ganz das gemacht. Letzte Woche, nach nun zwei Jahren des Kennens, hat er mir endlich erzählt, dass THE ROOM nicht wirklich so herausgekommen ist, wie er eigentlich wollte. Ich habe ihn dann nur gefragt: «Wirklich?» (schmunzelt). Aber trotz allem bekommt der Film immer noch Rückmeldungen und das ist etwas, was man sich nur erhoffen kann. Wahrscheinlich ist es das beste Zugeständnis, das ich jemals über die Wahrheit erhalten werde. Für uns ist klar, dass als er den Film gemacht hat, Gegenwind erhalten hat, schliesslich sind wir in Amerika. Aber er wollte ein grossartiges Drama machen, nur dass er später Geschichte neu geschrieben hat (lacht). Tommy hat mir später sogar verraten, dass er diesen sehr persönlichen Film machen wollte (lacht).
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