Harald Oskar Nägeli wollte in den 1970ern Jahren mit seinen minimalistischen Graffitis den grauen Fassaden von Zürich Leben einhauchen. Stattdessen landete der Schweizer Künstler wegen Sachbeschädigung im Gefängnis.
Nägeli, der sich selbst als «die Wiedergeburt eines frühen Höhlenzeichners» bezeichnet und seit den Siebzigern den Spitznamen «Der Sprayer von Zürich» trägt, suchte damals Asyl in Deutschland, musste wegen einem internationalen Haftbefehl jedoch trotzdem sechs Monate hinter Gittern verbringen. Später verschlug es ihn nach Düsseldorf, wo er als «Harry Wolke» provozierende Worte über seine Werke schrieb. Diese empfindet der Künstler als persönlicher Weg zur Utopie, zur Freiheit.Keine Angst vor dem Tod
Seine Striche polarisieren bis heute. Für seine neuste Street-Art-Aktion verklagte ihn der Kanton, von der Stadt Zürich bekommt er den Grossen Kunstpreis. Diese sprayte der inzwischen 81-jährige an Krebs erkrankte Rebelle während dem ersten Covid-19-Lockdown voll mit «Totentänze». Vor dem Tod hat Nägeli selbst keine Angst, nur vor der «Sterberei». So viel gibt er im Trailer preis. Sein aktueller Totentanz im Grossmünster sieht der Zürcher vielmehr als Dokument der Zeit, das mit seinen Sensemännern den Geist der Stadt festhält.
Kunst erklärt
Nicht jeder versteht seine Kunst. Das möchte Nathalie David mit dem filmischen Portrait des Schweizers ändern. Von den politischen Aspekten seiner Graffitis zeigt sich die Regisseurin durchaus fasziniert, beschreibt Nägeli gar als visionär, philosophisch und humorvoll – weitaus mehr als ein Sprayer: ein Künstler. Damit stellt die gedankenanregende und zugleich inspirierende Hommage einmal mehr die grosse Frage: Was ist Kunst?