Love, Victor - Staffel 1 (Streaming)

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Romantic Comedy

Interview George Sear

Interview: Carmine Carpenito

George Sear: «Die Serie gibt vielen Mut»

George Sear, wie man sieht, haben Sie schon Ihren Kaffee bereit… Ja, ich habe meinen Kaffee (schmunzelt). Es ist 10:30 Uhr und ich bin üblicherweise kein Morgenmensch.

Wirklich? Ja, 10:30 Uhr geht gerade. Normalerweise gehöre ich zu der Sorte Mensch, der einige Stunden benötigt, um wach zu werden. Kaffee hat also einen grossen Stellenwert (schmunzelt).

Um 6 Uhr in der früh aufzustehen, gehört also nicht zu Ihren Lieblingsbeschäftigungen (schmunzelt)? Nein, überhaupt nicht. Obwohl wir fürs Drehen genau das machen müssen. Wie so viele eigentlich. Aktuell sind wir gerade mitten in der zweiten Staffel am Drehen. Die Drehtage beginnen also irgendetwas um 6 Uhr. Doch das ist es wert.

In Europa können wir leider kein binge watching machen. Da ab dem 23. Februar jeweils wöchentlich nur eine Folge erscheint… Okay, ich verstehe. Hier in Amerika haben sie alles auf einmal auf der Plattform Hulu veröffentlicht. Da die Pandemie ist, gab es keine Vorführparty. Ich, meine Freunde und meine Blase haben es zusammen geschaut. Sie haben mir extra ein Plakat aufgehängt und Dinge für mich vorbereitet (schmunzelt). Es war toll. Wir sahen neun Episoden in einer Nacht. Wir haben es nicht ganz fertig geschafft, weil es zu spät wurde dafür.

Hulu veröffentlichte letztes Jahr, dass Ihre Serie, als meist gesehener Serienmarathon galt. Dies war schon verrückt, nicht? Es war verrückt, wirklich verrückt. Man kann oft nicht sagen, ob etwas einen Einfluss hat oder nicht, solange man daran arbeitet. Ich habe bereits an Projekten gearbeitet, bei welchen ich dachte, die würden viel geschaut werden. Was jedoch nicht eintraf. Man kann es einfach nicht voraussagen. Es ist unglaublich, wenn es dann doch geschieht. Es ist toll, hat die Serie diesen Einfluss. Es ist wie ein «Kneif mich»-Moment.

LOVE, VICTOR hat neben der Coming-Out Geschichte noch viele andere Charaktere mit ihren Hürden. Denken Sie das ist ein Grund, weshalb die Serie so erfolgreich ist? Ich denke schon, ja. Es gibt viele verschiedene Dinge, mit welchen sich die Menschen identifizieren können. Es war vermutlich an der Zeit für eine Serie wie diese. Viele Menschen konnten sich in der Serie wiederfinden. Ich denke wirklich, dass es so ist.

Es gibt viele Reaktionen gerade von Teenagern, dass sie Ihnen danken, weil sie nun ein Coming Out vor ihren Eltern hatten. Was halten Sie davon? Ich liebe es und finde es grossartig. Das ist die Richtung, die die Schöpfer der Serie einschlagen wollten. Es sollte normal werden. Es soll etwas geben, damit sich die Menschen gehört und gesehen fühlen. Sie sehen sich selbst in diversen Charakteren und sehen, welche Reise sie erleben. Das gibt ihnen Mut. Das ist eine tolle Sache, die aus der Serie mitgenommen werden kann. Es ist sehr berührend, diese Nachrichten von den Fans zu erhalten. Es ist wunderbar, das ist ein Teil eines Projektes sein konnte, dass solchen Einfluss auf die Menschen hat.

Denken Sie, dass die Normalisierung von homosexuellen Menschen in Filmen und Serien zur Normalisierung beim Publikum beiträgt? Definitiv ja. Es gibt einfach diese Verbindung, die existiert. Also ja, definitiv.

Benji ist geoutet, interessiert sich nicht dafür was andere denken und ist sich selbst. Man hat das Gefühl, bis dahin ist er der ehrlichste Charakter in der Serie… Oh, interessante Ansicht. Wenn man Benji das erste Mal kennen lernt, ist er sicherlich im ersten Moment auf der anderen Seite dieser grossen Hürde des Coming-Outs. Das ist sicherlich etwas, dass ihn für Victor attraktiv macht. Victor sieht den selbstbewussten und geouteten Menschen. Wahrscheinlich sieht er etwas in Benji, dass ihn anziehend macht und in Victor das Gefühl auslöst, wie er zu werden. Das ist eine interessante Beobachtung. Ich kann nicht zu viele verraten, weil wir gerade mitten im Drehen sind. Doch man wird etwas mehr über seine eigenen Herausforderungen und Hürden sehen. Die Schichten werden in der nächsten Staffel ein wenig von Benji abgenommen (schmunzelt).

Früher ging es bei einer Coming-Out Geschichte nur bis zum Coming-Out selbst. Heute dreht es sich mehr um das ganze Leben von homosexuellen Menschen, nicht? Ja, es geht um das komplette Leben. Es geht viel tiefer als nur diese eindimensionale Sicht auf den Charakter. Hoffentlich wird das fortgesetzt und man sieht es in anderen Serien und sonst wo noch.

Es gibt verschiedene Themen in Ihrer Serie. Eines ist die Änderung von sich selbst für andere. Das kann so weit gehen, dass man nicht einmal mehr weiss, wer man ist... Man fühlt sich nicht mehr wie sich selbst. Man hat das Gefühl, man hat sich selbst in seinen Prinzipien und anderen Dingen betrogen. Alle sind einmal in ihrem Leben ein wenig schuldig diesbezüglich. Wir alle wollen nichts anderes als dazu gehören. Das authentische Ich zu sein, bringt oft schwere Entscheidungen mit sich, nicht? Man geht nicht mit dem obligatorischen Status quo mit.

Haben Sie das jemals erlebt, dass Sie sich selbst wie zurück auf den richtigen Weg holen mussten? Oh ja, ich denke schon. Während ich erwachsen wurde, hatte ich sicherlich solche Momente. Ich kann mich an einige Momente erinnern als Teenager. Meistens war es in der Schule, dort will man ja immer irgendwie hineinpassen. Ich denke jedoch, dass ich selbst heute noch versuche herauszufinden, wer ich wirklich bin. Ich weiss nicht, ob man wirklich jemals den Moment erreicht, wo man weiss wer man ist und dann hört man auf zu wachsen. Wenn ich daran denke, wer ich war in England und wer ich heute in Los Angeles bin, ist schon eine Veränderung geschehen. Durch das Leben und die Erfahrungen im Leben zieht es einem zu den Dingen und zu dem Wesen, dass man am meisten mit sich selbst identifiziert. Das war jetzt eine etwas schwafelnde Antwort (schmunzelt).

Was denken Sie zum Thema, dass sich Menschen verstellen, weil sie sich vor den Reaktionen und dem Urteil ihrer Mitmenschen fürchten? Das ist wahrscheinlich der grösste Grund, weshalb wir oft etwas nicht machen, dass wir eigentlich wollen. Wir fühlen uns zurückgehalten von der Angst. Die Angst davor, was andere Menschen denken werden. Es ist vielleicht ein wenig klischeehaft, doch man sollte sich wirklich nicht darum kümmern, was andere denken. Ausserdem wenn die Menschen, die um dich sind, dich nicht akzeptieren, wie du bist, dann sollte man sie nicht in seinem Leben haben. Schliesslich will man ja authentisch sein.

Logischerweise hat man nur eine biologische Familie, doch oft findet man auf der Welt Menschen, die dann genauso zur eigenen Familie gehören… Ja, auf jeden Fall. Irgendwann hat man wie einen eigenen Klan.

Es gibt nach wie vor diese Angst in Hollywood, dass wenn ein Schauspieler eine homosexuelle Rolle annimmt, anschliessend Probleme mit dem Image haben soll… Das finde ich eine extrem veraltete Ansicht heutzutage. Es gibt leider wahrscheinlich immer noch Menschen, die so denken. Ganz ehrlich, ich das ging mir nie durch den Kopf, als ich diese Rolle annahm. Ich war in diesem Sinne im Glück, weil niemand etwas gesagt hat. Alle in meinem Umfeld wussten, glaube ich, dass es eine gute Chance für mich ist und eine tolle Rolle. Ich bin wirklich stolz darauf ein Teil dieses Projektes zu sein. Ich kann zwar nicht für ihn sprechen, aber ich glaube, mein Co-Star Michael Cimino hat vor ein paar Wochen zwischen einigen Interviews etwas dergleichen erwähnt. Er meinte, ihm seien solche Dinge gesagt worden. Ich selbst habe keine Erfahrungen damit gemacht.

Sie hätten die Ratschläge vermutlich in den Wind geschlagen, oder? Oh ja, ich hätte dem keine Aufmerksamkeit geschenkt.

Sie haben früher erwähnt, dass Sie bereits am Drehen der zweiten Staffel sind. Wann haben Sie damit begonnen? Ja, genau, wir sind gerade am Drehen hier in Los Angeles. Wir sind genau genommen schon fast fertig. Ja, wir sind tatsächlich schon bei der Episode acht angelangt. Es ist etwa noch ein Monat zum Drehen übrig. Es ist verrückt. Es ging alles so schnell vorüber. Es ist aus verschiedenen Gründen dieses Mal eine ganz andere Erfahrung. Einerseits haben wir die erste Staffel hinter uns und kennen daher die Reaktionen darauf. Andererseits ist nach wie vor die Pandemie aktuell und wir haben daher ganz viele Vorschriften und Regeln. Wir tragen alle Masken und Gesichtsschutzschilder, proben damit und erst kurz bevor das Wort Action ertönt, ziehen wir sie ab. Es sind einige Unterscheide als zum ersten Mal (schmunzelt). Wir sind alle sehr glücklich, weil wir tatsächlich arbeiten und filmen können in dieser Zeit. Viele Produktionen wurden abgesagt oder verschoben.

Sogar Produktionen, die das Grünlicht bereits erhalten haben, wurden wieder abgesagt oder verschoben… Ja, genau. Vermutlich liegt es daran, dass es eine solch unsichere Zeit ist. Daher können wir uns wirklich glücklich schätzen und müssen uns auch ein wenig daran erinnern.

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