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Drama

Interview Will Poulter

Interview: Philipp Portmann

Will Poulter: «Geld war wichtiger als Menschenleben»

Will Poulter, wo sind sie gerade in London oder in Amerika? Ich bin tatsächlich gerade in London. Wir hatten gerade das London Filmfestival, wo unsere Serie gespielt wurde.

Herzliche Gratulation zu dieser vielseitigen Serie. Was hat Sie am meisten davon überzeugt, die Rolle des Pharmaverkäufers zu spielen? Vielen Dank erstmals für die netten Worte zu unserer Serie. Ich stimme Ihnen vollkommen zu, sie ist sehr vielseitig und anspruchsvoll. Viele der Punkte, die Sie vorhin nannten, waren Gründe, weshalb ich die Rolle spielen wollte. Die Tatsache, dass es ein wahres und nach wie vor vorhandenes Thema anspricht, war einer der Hauptgründe für mich. Es ist sehr bedrückend, dies als Realität zu konfrontieren. Als Schauspieler erhält man oft die Stimme, um ein Problem aus dem wahren Leben bekannter zu machen. Dies ist ein Privileg und man fühlt sich, als würde es die eigene Verantwortung noch erhöhen. Die Verkäufer waren ein wichtiger Teil in der Vermarktungskette dieser Droge. Ich sah es als eine tolle Möglichkeit den Verkäufer so wahrheitsgetreu wie nur möglich zu porträtieren. Das bedeutete aber ebenfalls in seine Unehrlichkeit einzutauchen bezüglich seiner Verkaufsmasche.

Was hat Sie am meisten schockiert an dieser ganzen Geschichte? Es ist alles sehr interessant. Die Liste der Firma Perdue mit all ihren Tricks und Lügen, die sie verbreitete, haben, um ihre Droge zu verkaufen, ist lang. Sie spielten mit der Gesundheit der Amerikaner und deren Leben, das ist alles sehr verstörend. Man kann keine Wahl treffen, was schockierender ist. Sie haben so vieles getan darunter auch Beweise verschwinden lassen. Für mich das am frustrierendste oder das, was mich am wütendsten macht, ist wahrscheinlich wie sie ihre Opfer willig gemacht haben. Die Opfer von Opioidmissbrauchsstörung wurden zu den Bösewichten gemacht und dafür verantwortlich, dass die Droge ausser Kontrolle geriet. Das entspricht einfach nicht der Wahrheit. Es wurde als einfaches Schmerzmittel präsentiert und das war es nicht, es ist ein gefährlicher Suchtstoff. Sobald die Menschen süchtig wurden, hat Perdue ihre Verantwortungspflicht vollkommen vernachlässigt. Sie verfolgten nur ihre finanziellen Ziele und das um jeden Preis.

Ebenfalls sehr beängstigend ist die Tatsache, dass es jedem passieren kann, da anfangs eigentlich alles auf Vertrauen basiert; in den Arzt oder vom Arzt in die Medizin… Es ist beängstigend. Wichtig ist, dass die Firma Perdue ein Aussenseiter ist und nicht für die allgemeinen Pharmakonzerne spricht. Sie sind sehr speziell auch in der interne Firmenstruktur. Zudem sind sie privatfinanziert durch eine Familie, die wiederum viel Einfluss in das Ganze hatte. Ärzten muss man nach wie vor vertrauen können. Viele Ärzte wurden in diesem Szenario ebenfalls zu Opfern, denn sie hatten keinen Grund, das alles zu hinterfragen. Gott sei Dank existiert Perdue nicht mehr und die Verantwortlichen werden zur Rechenschaft gezogen. Der andere Punkt wie sie schon sagten, ist, dass es jeden treffen kann. Irgendwann wurden süchtige Menschen als kleine aussortierte Gruppe von Losern abgestempelt. Das ist weder fair noch korrekt. Grundsätzlich kann jeder süchtig werden und dass teils schon innert drei Tagen. Wenn die Sichtweise geändert werden kann zu Menschen, die nach Schmerzlinderung suchen, dann sind wir der Wahrheit und dem Kampf gegen diese Droge schon viel näher.

Nach dieser Serie muss man sich über Schmerzmittel zweimal Gedanken machen. Was tun Sie, wenn Sie schmerzen, haben und diese lindern wollen? Ich konsultiere medizinisches Fachpersonal. Gott sei Dank gibt es ebenfalls nicht mehr viele Firmen wie Perdue, die noch aktiv sind. Leider ist Oxycontin immer noch erhältlich. Deshalb müssen die Menschen darauf achten und vorsichtig sein. Wenn ich nun Schmerzen habe, dann suche ich medizinisches Fachpersonal auf und vertraue der Wissenschaft, der legitimen Wissenschaft. Das was ebenfalls noch wichtig zu erwähnen ist, dass Perdue sich mit ihrem Verhalten eigentlich auch gegen die Wissenschaft gestellt hat. Daher ist es wichtig, auf die reale Wissenschaft weiterhin zu vertrauen. Gleichzeitig halten wir Perdue und all ihre Partner haftbar für ihre Taten.

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