Jupiter Ascending

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Interview Ludwig Wicki

Interview Michael Giacchino

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Ludwig Wicki: «Die Wachowskis sind herzliche und simple Menschen»

LUZERN Ludwig Wicki und Michael Giacchino über ihre musikalische Zusammenarbeit beim Science-Fiction-Streifen JUPITER ASCENDING

Ludwig, wie sind Sie zu der Ehre gekommen, bei „Jupiter Ascending“ als Dirigent zu fungieren? Das ging relativ schnell. Komponist Michael Giacchino rief mich an. Jener Dirigent, der normalerweise mit ihm zusammenarbeitet, hatte einen familiären Anlass. Deshalb war es ihm nicht möglich, nach London zu fliegen. Sein Sohn feierte gerade seinen Schulabschluss und der Dirigent schrieb ein eigenes Stück, welches er selbst dirigieren wollte. Michael kam schliesslich in den Sinn, dass er mich fragen könnte. Er rief mich gegen 11 Uhr Abends an und fragte, ob ich in zwei Wochen dirigieren kommen könnte. Ich musste dafür ein anderes Konzert absagen und einiges umorganisieren. Aber ich dachte mir, wenn ich in meinem Leben schon so eine Gelegenheit kriege, muss ich einfach zusagen.

Haben Sie die Noten schon vorab bekommen, um sich vorher noch hineindenken zu können? Studioarbeit geht recht zügig. Ich habe zwei Tage davor ein PDF bekommen und keine Partitur. Ich konnte mir also lediglich das PDF ansehen. Am Morgen vor der ersten Aufnahme, die um 10 Uhr los ging, habe ich die Partitur erhalten. Daraufhin war es mir möglich, mich hineinzuversetzen und zu schauen, ob alles funktioniert. Und dann haben die Aufnahmen auch schon begonnen. Die Musiker von den Abbey Road Studios in London sind sich gewohnt, dass die Noten auf dem Pult parat sind, man das Zimmer betritt und spielt. Das wird direkt aufgenommen.

Dann sind Sie jetzt ja richtig in Hollywood angekommen, oder? (lacht) Davor war ich noch nie dort. Und wirklich viel habe ich auch nicht gesehen. Aber ich war zum ersten Mal überhaupt in einem Hollywood Studio. Aufgenommen wurde jedoch alles in den Abbey Road Studios in London.

Die Wachowskis haben Sie aber schon auch persönlich kennengelernt? Ja. Sie sind auf einen Aufnahmenachmittag gekommen. Und wie es der Zufall so wollte, bin ich im Januar für „Star Trek“ rüber, um alles für dessen Liveauftritte im KKL vorzubereiten. Die Wachowskis hatten an diesem Tag ihren letzten Drehtag in den Warner Studios, wo ich dabei sein durfte. Wir waren dann im Zelt der Wachowskis und wurde aktiv in die Aufnahmen involviert. Das sind richtig herzliche und simple Menschen. Sie kennen dich beim Namen, was ich unglaublich finde. Sie sind alles andere als abgehoben und stehen mit beiden Beinen auf dem Boden.

Wenn Sie Michael Giachhino ins Spiel gebracht hat, bedeutet dies sicherlich, dass Sie über ein gutes Netzwerk verfügen, oder? Das sind eher grosse Zufälle. Im modernen Sinn bin ich nämlich niemand, der sich ein Netzwerk aufbaut. Ich versuche nicht bewusst überall Verknüpfungen herzustellen. Es sind glückliche Ereignisse, die sich ergeben und in denen ich diverse Leute kennenlernen durfte. Man schätzt sich gegenseitig und die Arbeit des jeweils anderen. Danach geht es weiter und der Kontakt bleibt bestehen.

Und er empfahl Sie dann den Produzenten von Warner Bros.? Genau. Wobei er das eigentlich selbst entscheiden konnte. Schliesslich war er derjenige, der für die Herstellung der Musik verantwortlich zeichnete. Das ist kein ungewöhnlicher Prozess beim Produzieren von Filmen.

Wie würden Sie die Musik aus „Jupiter Ascending“ denn beschreiben? Es ist ein sehr wuchtiger und temporeicher Klang. Ausserdem ist er recht actionlastig, da es sich ja auch um einen actionreichen Film handelt. Es gibt viel Druck, aber es ist nicht unbedingt episch. Epische Musik ist für mich eher breit, sehr schnell und kraftvoll.

Wie geht es weiter für Sie? Keine Ahnung. (lacht) Ich mache mir ehrlich gesagt auch keine grossen Gedanken darüber, wie es jetzt weitergehen könnte. Ich bin mit den Arbeiten, an denen ich schon beteiligt bin, ziemlich überlastet. Aber wenn man wieder einmal auf mich zukommt, freue ich mich natürlich.

Vielleicht führen Sie ja eines Tages auch „Jupiter Ascending“ live im KKL auf. Das ist nicht ausgeschlossen, hängt aber ganz vom Erfolg des Films ab. Wir können nur Filme realisieren, von denen wir wissen, dass sie die Masse ansprechen. Nur so kann man auch Konzertsäle füllen. Aus finanzieller Sicht wäre alles andere ein Desaster. Es kostet so viel Geld, einen Film zu kreieren und aufzuführen. Jedes Konzert verlangt schliesslich nach Technik und einem Orchester und all das geht nur, wenn die Filme auch gefragt sind.

Ging für Sie jetzt ein Traum in Erfüllung? Sie haben ja schon als Kind von Filmmusik geschwärmt. Total. Und ich habe mir das, was ich erreicht habe, noch nicht einmal erträumt. Ich sage immer, es ist mehr als ein Traum. Es sind Dinge wahr geworden, die ich nie für möglich gehalten habe. Sogar solche, die ich mir noch nicht einmal zum Ziel gemacht habe. Einfach aus dem Grund, weil ich der Überzeugung war, dass dies ausserhalb meines Bereichs liegen würde. Es ist verrückt. Immer, wenn ich zurückblicke, realisiere ich, wie heftig es ist, was ich schon alles machen konnte und noch darf.

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