Bird Box - Schliesse deine Augen (Streaming)

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Thriller
Mit BIRD BOX – SCHLIESSE DEINE AUGEN versucht Netflix vor der Jahreswende noch einmal mit einem übersinnlichen Psycho-Thriller zu punkten. Doch obwohl vor und hinter der Kamera talentierte Filmschaffende zu Werke gingen, wird das Projekt Opfer seines eigenen Konzepts. Monster, die dich nur dann töten können, wenn du ihnen direkt in die Augen siehst, hört sich nach einer vielversprechenden Idee an. Allerdings hapert es an der Umsetzung und zwar gewaltig.

Sobald die Charaktere wissen, wie sie sich schützen können, muss der Film einen neuen Konflikt aus dem Ärmel zaubern. Denn wie kann das Monster zuschlagen, wenn alle eine Augenbinde tragen? Also haben Regisseurin Susanne Bier und Drehbuchautor Eric Heisserer beschlossen, das Szenario mit verrückten Banden auszuschmücken, die im Sinne der Monster arbeiten. Denn wenn psychologisch labile Menschen Augenkontakt mit dem Wesen aufnehmen, tötet sie das nicht. Stattdessen zeigen sie sich fasziniert von deren Schönheit und Absicht, die Welt vor uns selbst zu retten. Daher versuchen sie den Überlebenden die Augenbinden wegzunehmen, damit die dann ebenfalls das „Schöne“ zu sehen kriegen. Statt der Wesen sind also auf einmal x-beliebige Psychopathen die eigentliche Gefahr – eine künstlerische Entscheidung, die leider äusserst trashig rüberkommt. „Vertraue niemandem“ lautet daraufhin das neue Motto – dumm nur, dass die Figuren trotzdem so gut wie immer darauf reinfallen.

Die Charaktere sind grundsätzlich sehr schwach gezeichnet. Von einer Susanne Bier, die mit ihrem Drama AFTER THE WEDDING viel Feingefühl bei der Charakterzeichnung bewies, scheitert daran, ihre Figuren glaubhaft in Szene zu setzen. Da setzt sich während des Ausbruchs eine Frau in ein brennendes Auto, das anschliessend explodiert und was tut ihr Ehemann? Steht nur rum und guckt leicht verblüfft anstatt ihr zu helfen. Generell sind Verluste in BIRD BOX schnell verdaut. Das hat beim Kollegen A QUIET PLACE – und den Vergleich muss sich der Film aufgrund seiner sehr ähnlichen Ausgangslage auch gefallen lassen – deutlich besser funktioniert. Dort dreht sich nämlich die komplette Filmhandlung um einen ganz bestimmten Verlust, der vom Zuschauer umso authentischer aufgefasst wird.

Antworten liefert BIRD BOX im Übrigen auch keine. Wer erwartet, dass die Produktion irgendetwas über die unbekannten Wesen erklärt, wird enttäuscht sein. Der Film gewährt auch keinen Blick auf deren Aussehen. Beschreibungen und Phantombilder sind das einzige, das der Betrachter zu hören oder sehen bekommt. Alles Weitere wird der eigenen Vorstellung überlassen. Das wäre halb so wild, wenn der Film nicht ständig über seine eigenen Füsse stolpern würde. Da rollt Sandra Bullocks Figur Malorie in einer Szene mit verbundenen Augen einen Hang herunter. Doch statt die Orientierung zu verlieren, steht sie auf und findet sofort wieder zurück. Solche Momente wirken unfreiwillig komisch und sind genauso störend wie die Erzählweise. Diese spoilert nämlich von Anfang an den gesamten Film, weil man abwechslungsweise die Gegenwart und Vergangenheit zeigt. Deshalb weiss man immer sofort, was wohl oder übel noch alles passieren muss. [Carmine Carpenito]

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