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Drama

Interview Tom Prior

Interview: Carmine Carpenito

Tom Prior: «Radikal ehrlich zu sich selbst zu sein, erfordert Mut»

Tom, im Film sagt Serge, dass sein Schauspiel-Wunsch nur ein Kindheitswunsch ist. Wie stellen Sie selbst sicher, dass Ihr Kindheitswunsch in Erfüllung geht? Wer weiss, vielleicht bleibt meine Karriere ja nur ein Kindheitswunsch (lacht). Wir werden sehen, was nach diesem Film geschieht (schmunzelt)

Denken Sie nicht, dass Sie bereits viel weiter sind als viele andere? Ja, das ist in gewisser Weise richtig. Ich sollte vermutlich eher dankbar sein, was ich bisher erreicht habe (schmunzelt). Man hat das Gefühl, dass wenn man an einem bestimmten Punkt angelangt ist, dann hebt sich der Massstab ebenfalls. Es ist absolut toll zu sehen und zu fühlen, wie der Film beim Publikum ankommt. Grundsätzlich habe ich mit der Schauspielerei angefangen als ich sehr jung war und mehr nur zum Spass. Es gab dieses lokale Theaterstück, dass in meiner Heimat jede Weihnacht aufgeführt wurde und ich mitspielte. Dann gab es in der Schule immer ein Schauspielklub oder dergleichen, wo ich teil davon war. Meine ersten Regieerfahrungen hatte ich ebenfalls schon mit 16 Jahren. Dieser eine Lehrer kam zu mir und sprach mich darauf an, dass ich Regie führen und er Produzieren könnte bei einem Theaterstück. So fing alles an.

Ab da war dann klar für Sie, dass Sie Schauspieler werden? Der entscheidende Moment war als ich aus der Schule kam. Ich musste mich entscheiden, ob ich Schauspiel oder Kunst studieren wollte. Die Schauspielerei hat sich dann einfach durchgesetzt. Ich studierte dann an die Royal Academy of Dramatic Art in London. Der Rest wäre dann Geschichte, wie man so schön sagt (lacht).

Ihr Charakter ist sehr unsicher, ob er angenommen wird. Wie sieht es mit Ihnen aus, wie halten Sie Ihren Glauben an sich selbst aufrecht? Das ist immer noch eine tägliche Herausforderung (schmunzelt). Es gab sicher viele Momente, wo ich an mir zweifelte. Als ich für das erste Jahr an der Schauspiel-Schule vorsprach, war das eine extreme Herausforderung. Einen Grossteil davon wusste ich vermutlich nicht einmal, was ich da tue (lacht). Ich sprach bei mehreren Schulen vor. Für mich war jedoch klar, es muss diese sein oder keine. Beim zweiten Mal hat es dann glücklicherweise geklappt. Ich habe einen Wunsch bereits erreicht in dem ich an diese Schule gehen konnte. Als ich die Schule beendet hatte, wollte ich nicht mehr Schauspieler sein, weil mir der Prozess bis dahin sozusagen die Freude ausgelöscht hat (schmunzelt). Ich begann im Anschluss daran zu schreiben und durchs Schreiben entdeckte ich die Liebe zur Schauspielerei wieder. So kam ich dann zu den ersten Projekten in meiner Karriere.

Im Film gibt’s diesen Satz, dass die Sterne unser Schicksal in der Hand halten. Wie stehen Sie dazu und wie stellen Sie sicher, dass Sie das Schicksal selbst wählen? Oh wow, ich liebe diese Fragen (lacht). Ich denke, man muss sehr genau wissen, was man will. Allerdings sollte man nicht zu festgefahren sein, was den Weg dorthin betrifft. Das beste Beispiel wäre dafür mein Einstieg in die Schule. Ich musste 16'000 Pfund in drei Monaten zusammenbekommen. Für einen 20-jährigen ist das kein kleiner Betrag. Ich hatte keine Ahnung wie ich das erreichen soll, ich wusste einfach, ich würde das irgendwie hinbekommen (lacht). Ich habe es auch hinbekommen und tatsächlich alle Gebühren und Kosten während dem Studium abgedeckt. Ich wurde immer wieder gefragt, was ich machen würde, wenn ich es nicht schaffe. Für mich war klar, das ist keine Option, das wird nicht geschehen. In der Realität, die ich für mich wählte, war klar, dass ich studieren werde und das es keine Kompromisse geben wird. Wenn mir mal klar ist, was ich will, dann sorge ich dafür, dass ich es bekomme. Meistens muss ich mir aber erst einmal diese Klarheit schaffen.

Im Film fotografiert Sergey Momente, damit er noch ein wenig länger an ihnen festhalten kann. Was ist ein Moment, denn Sie gerne noch länger festhalten wollen würden? Wenn man ein Foto schiesst, dann hält man etwas fest, dass ansonsten für immer verloren ist. Das ist extrem poetisch und kryptisch zugleich. Und es ist wahr. Vor allem was die Zelluloid-Fotografie angeht. Mit dem iPhone kann man heute schnell ein Foto oder ein Video schiessen. Durch ein Foto kann man ebenfalls Erinnerungen an vergängliche Momente festhalten. Fotos transportieren uns zurück, aber der Moment an sich kommt nie wieder.

Im Film geht es auch um das Leben und Glauben einer Lüge. Wie stellen Sie sicher, dass Sie nicht einer Lüge verfallen oder sie leben? In dem man Radikal ehrlich zu sich selbst ist, doch es erfordert Mut und nicht alle Menschen besitzen diesen. Selbst ich habe ab und zu Mühe damit. Ehrlichkeit beginnt schliesslich schon bei einem einfachen «Nein», wenn man etwas nicht machen will. Zudem ist es wichtig, dass man keine Zeit mit Menschen verbringt, die einem nicht guttun und vielleicht hindern sich selbst zu sein. Da setzt diese radikale Ehrlichkeit dann ein, dass man jemanden nicht mehr trifft oder sieht. Es ist schwierig und man beendet viele Beziehungen. Man gewinnt dadurch die Möglichkeit auf viel erfüllendere Beziehungen. Beispielsweise kann man dann mit jemandem zusammensitzen, aber man schweigt, weil man sich mit dieser Person so wohlfühlt. Das kann man nicht erhalten, wenn man nicht radikal ehrlich ist.

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